Du bist nicht faul, wenn du weniger arbeiten willst
(Ein Realitätscheck für alle, die glauben, Freiheit müsse wehtun)
26.10.2025
Fangen wir mit einer unbequemen Wahrheit an.
Selbstständigkeit wird gern verkauft wie ein Abenteuer mit Latte-Art und Laptop am Strand.
In der Realität sitzt du um 22:47 Uhr vor der Buchhaltung, isst Reste vom Mittag und denkst dir: "Na gut, wenigstens bin ich mein eigener Chef."
Herzlichen Glückwunsch – du bist jetzt der überarbeitete Chef eines überarbeiteten Mitarbeiters.
Und weil du diesen ganzen Wahnsinn selbst gewählt hast, darfst du dich nicht mal beschweren.
Schön blöd, oder?
Was dir niemand sagt: Weniger arbeiten zu wollen, ist kein Zeichen von Faulheit. Es ist ein Zeichen geistiger Gesundheit.
Nur dass sich das in einer Welt, die Dauerbeschäftigung mit Erfolg verwechselt, manchmal wie Hochverrat anfühlt.
Der Mythos von "Fleiß rettet alles"
Wir sind so darauf konditioniert, Fleiß zu vergöttern, dass wir gar nicht merken, wie absurd das manchmal ist.
Auch ich wurde so erzogen, doch möglichst fleißig zu sein. Das begann schon in der Grundschule und äußerte sich in „Fleißaufgaben“ und ständigen „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“-Sprüchen.
Fleiß im Angestelltenverhältnis bedeutet: Wer länger bleibt, wirkt engagiert.
Aber in der Selbstständigkeit: Wer länger bleibt, ist einfach nur schlecht organisiert.
Niemand zahlt dich pro Stunde Schlafentzug.
Wir reden uns ein, dass noch ein Kunde, noch ein Launch, noch ein dämliches Reel auf Instagram "notwendig" ist, um ernst genommen zu werden. Dass wir alles Erdenkliche tun sollten, um Umsatz zu generieren.
Und dann wundern wir uns doch, warum das Konto leer, die Birne voll und das Leben zwischendrin irgendwo verloren gegangen ist.
Mehr Einsatz = mehr Erfolg ist nicht mehr als ein Trugschluss …
Mehr Einsatz bedeutet meist einfach nur mehr Verschleiß.
Mehr Struktur = mehr Erfolg.
Das ist die Gleichung, die funktioniert. Nur klingt sie halt nicht sexy auf einem T-Shirt.
Du bist nicht faul, sondern ehrlich
Wenn du sagst: "Ich will weniger arbeiten und besser verdienen", dann ist das kein Jammern, sondern ein Geständnis mit Charakter.
Es heißt:
- Ich will kein Hamsterrad, nur weil’s selbst gebaut ist.
- Ich will Geld verdienen, ohne ständig meine Familie zu vertrösten.
- Ich will ein Business, das zu meinem Leben passt, nicht umgekehrt.
Das ist nicht faul. Das ist klug.
Das ist die Sorte Führung, die du dir selbst schuldest.
Die drei Lügen, mit denen du dich selbst blockierst
- "Wenn ich mehr arbeite, verdiene ich automatisch mehr."
Nein. Du verdienst nur mehr, wenn du am richtigen Punkt arbeitest. Der Rest ist Beschäftigungstherapie. - "Kunden erwarten, dass ich immer verfügbar bin."
Tun sie nicht. Sie erwarten nur, dass du dich an das hältst, was du selbst versprichst. Wenn du 24/7 anbietest, bekommst du genau diese Sorte Kunden. - "Das läuft sich schon ein, wenn ich erstmal bekannter bin."
Spoiler: Es läuft sich nicht ein. Es läuft dich kaputt, wenn du kein System baust.
Das System oder du
"Weniger arbeiten" bedeutet nicht auf der Couch liegen und hoffen, dass das Geld reinkommt.
Es bedeutet, dein System so zu erstellen, dass du nicht der Engpass bist. Also deine physische (und geistige) Anwesenheit.
Wenn du in deinem Betrieb alles machst - vom Vertrieb, zur Produktion, dem Marketing, bis hin zur Buchhaltung, usw., dann brauchst du keinen Kalender. Sondern höchstwahrscheinlich irgendwann eine Therapie wegen Burnout.
Die simple Wahrheit ist, dass weniger Arbeit und mehr Verdienst sehr wohl funktionieren kann. Wenn du drei Dinge ernst nimmst:
- Du bist kein Mitarbeiter.
Also hör auf, dich selbst so zu behandeln. Plane wie ein Boss, der weiß, dass sein bester Mitarbeiter (du) regelmäßig Pausen braucht und sie auch verdient hat. - Du bist kein Götterwesen.
Wenn du krank bist, ist dein Laden krank. Also sorge dafür, dass er auch ohne dich atmet. - Du bist kein Automat.
Es ist kein Zeichen von Disziplin, dich zu vernachlässigen. Es ist schlicht ein dummes Ressourcenmanagement, rund um die Uhr verfügbar zu sein.
Der Preis der Dauerverfügbarkeit
Kleine Anekdote aus meinem eigenen Businessleben:
Ich habe jahrelang zu viel mitgenommen, nur weil es ging.
Ein neuer Standort? Klar.
Ein kurzfristiges Catering in 48 Stunden? Natürlich, da bleibt mehr hängen als an den Standorten.
Etwas, das ich eigentlich nicht machen will, aber weil es Geld bringt trotzdem mache? Selbstverständlich, Ich arbeite ja in meine Tasche.
An Wochenenden zu arbeiten, gehört zwangsweise zu meinem Job (Event-Branche…) - Aber muss es jedes Wochenende sein? Und dann auch noch die ganze Woche zuklatschen?
Die Folge: Keine Freizeit, kein Privatleben, keine Zeit für Hobbys, keine Zeit für die Familie, Dauerstress und leben um zu arbeiten. Ich habe mich gefreut, wenn jemand "schnell noch was wollte". Weil ich dachte, das sei irgendeine Form der Wertschätzung: Du bist gefragt!
In Wahrheit war es nur mein Mangel an Grenzen.
Heute ist das anders. Wenn jemand in meine Off-Zeit reinbuchen möchte, bekommt er eine ehrliche Antwort: "Nein." Auch wenn diese Off-Zeit noch viele Monate in der Zukunft liegt.
Ok, etwas freundlicher formuliere ich es schon : "Vielen Dank für deine Anfrage! Leider habe ich am genannten Termin keine freien Kapazitäten mehr." Als Copy&Paste-Mail selbstverständlich.
Kostet mich Verdienst, aber bringt mir seelischen Frieden. Und erinnert mich daran, dass ich der Boss bin und nicht meine Kunden.
Real Talk über Produktivität
Produktivität ist kein Heiliger Gral. Und vor allem kein 24/7 Job.
Du musst nicht den ganzen Arbeitstag über produktiv sein. Auch wenn es manchmal schwer hinnehmbar ist, weil du denkst, du würdest nicht genug schaffen.
Wirklich erfolgreich wirst du nicht, wenn du 37 Aufgaben pro Tag abhaken kannst, sondern wenn du weißt, welche 2 Aufgaben den Rest überflüssig machen.
Effizienz ist nichts anderes als Ehrlichkeit in Zeitform.
Frage dich regelmäßig:
- Was mache ich, weil es Wirkung hat?
- Was mache ich, weil es Gewohnheit ist?
- Und was mache ich, weil ich mich sonst nutzlos fühle?
Die letzte Kategorie ist gefährlich. Sie fühlt sich nach Fortschritt an, ist aber meist nur Beschäftigung und ein Zeiträuber.
Die neue Definition von Erfolg
Erfolg ist nicht, wenn du jeden Tag alles gibst.
Erfolg ist, wenn du jeden Tag weniger geben musst, damit’s läuft.
Ich kenne kaum jemanden, der sich selbstständig gemacht hat, um 60 Stunden pro Woche zu ackern.
Langfristig.
Aber ich kenne viele, die genau da gelandet sind, weil sie nie aufgehört haben, alles selbst zu machen und nie erkannt haben, was ihnen wirklich zuarbeitet und was sie nur Zeit kostet.
"Selbstständig" heißt nicht "selbst und ständig". Hö, hö.
Schon lange nicht mehr.
Für mich heißt selbstständig: Ich habe verstanden, dass ich ein System bauen muss, das mich trägt und mir Freiheit gibt.
Und ja – du darfst (und musst) dabei Geld verdienen, ohne dich kaputt zu machen.
Du darfst Urlaub haben, während andere schuften.
Du darfst Feierabend machen, ohne schlechtes Gewissen.
Du schuldest niemandem deinen Burnout.
7 unsexy Wahrheiten, die dich wirklich freier machen
- Standardisierung ist kein Verrat an deiner Kreativität.
Es ist das Einzige, was sie überleben lässt. - Nicht jeder Kunde ist ein guter Kunde.
Auch wenn er „gut zahlt“. Wenn du beim ersten Telefonat genervt bist, wird das Projekt kein Liebeslied. - Systeme sind keine Bürokratie.
Systeme sind das, was du brauchst, um Samstagmorgen nicht ans Handy zu müssen. - Nein sagen spart Geld.
Weil du dadurch Zeit hast, das Richtige zu tun. - Routine ist Freiheit.
Klingt paradox, ist aber so. Wenn du weißt, wann was passiert, kann dein Gehirn endlich aufhören, Dauerfeuer zu schießen. - Mehr Sichtbarkeit ist nicht automatisch mehr Umsatz.
Aufmerksamkeit ist keine Währung. Sie ist bestenfalls die Einladung zum Verkaufsgespräch. - Erholung ist nicht Kür. Sie ist Kapitalpflege.
Wer ständig auf Reserve fährt, produziert Mittelmaß – und verkauft es teuer an sich selbst.
"Aber in meiner Branche geht das nicht!"
Natürlich. In deiner Branche ist alles anders.
Kunden sind komplizierter, Budgets kleiner, Deadlines enger, die Welt härter.
Logisch ... nur in deiner Branche.
Denn weißt du, wer das auch sagt?
Alle anderen Branchen.
Das Problem ist selten der Markt.
Das Problem ist dein Verhältnis zu deinem Markt.
Wenn du dich wie ein Notfallservice verhältst, wirst du auch so gebucht.
Wenn du klare Prozesse, klare Preise und klare Deadlines hast,
bekommst du Kunden, die das respektieren.
Falls du es richtig anstellst.
Erfolg ist Wiederholung
Never change a winning team.
Doch viele denken, sie müssen ständig was Neues bringen, um "interessant" zu bleiben.
Dabei ist das Gegenteil wahr: Wiedererkennbarkeit ist Macht.
Die erfolgreichsten Selbstständigen sind keine Ideen-Maschinen. Sie sind Wiederholungs-Weltmeister.
Sie wissen, was funktioniert, und hören auf, sich selbst zu sabotieren, indem sie dauernd alles neu erfinden.
Routine ist nicht Stillstand. Sie ist das Fundament deiner Freiheit.
Für mich ist das vergleichbar mit der Buy&Hold-Strategie beim Investieren in Aktien.
Hast du erstmal eine fundamental starke Aktie zu einem guten Einstiegspreis gefunden, baust du eine Position auf und hältst diese. Mit den Dividenden, die die Aktie abwirft, und gegebenenfalls weiteren Käufen baust du die Position weiter auf. Die Position wächst und wächst und wirft immer mehr ab. Idealerweise steigt sie langfristig auch kräftig im Kurs.
Sie wird zu deiner Wohlstands-Plauze.
Im finanziellen Sinn.
Auf dein Business übertragen heißt das: Finde heraus, welche Produkte und Dienstleistungen einen hohen Deckungsbeitrag abwerfen. Fokussiere dich auf diese Produkte/Dienstleistungen anstatt deine Energie in jene zu stecken, die dich nur Zeit und Nerv kosten, aber nichts abwerfen.
Oder mit anderen Worten: Versuche die Cash Cows richtig abzumelken (durch eine entsprechende Vermarktung) anstatt die Poor Dogs dem Volk schmackhaft zu machen.
Wo willst du hin? ... Ein kleines Experiment
Schreib auf, wie viele Stunden du pro Woche wirklich arbeiten willst. Nicht nach dem Motto "Es wäre schön, wenn …", sondern schreibe die Zahl auf, die du maximal bereit bist, zu geben.
Sind es 20? 25? 30?
Kein Problem. Das ist dein psychisches Zeitlimit, das du bereit bist, zu "opfern".
Kein Vorschlag, kein Wunschtraum, sondern deine Systemgrenze.
Und dann frag dich:
- Was muss mein Angebot leisten, damit das funktioniert?
- Welche Preise brauche ich, um das zu aufzufangen?
- Welche Aufträge sprengen diesen Rahmen regelmäßig – und warum nehme ich sie trotzdem an?
Antworte ehrlich auf diese Fragen und nicht mit "Ja, aber"-Ausreden.
Es ist dein Business, und kein Glaubensbekenntnis.
Wenn du dich dabei ertappst, dich zu rechtfertigen
Wenn du jemandem sagst, dass du "nur" 25 Stunden arbeitest und er dich mit diesem Blick anschaut, als hättest du gerade seine Lebensphilosophie beleidigt – lächle.
Und sag dir innerlich: "Ich bin nicht hier, um zu schuften. Ich bin hier, um zu leben."
Andere müssen nicht verstehen, wie du arbeitest und warum du wenig arbeitest. Das kann dir schnurzegal sein.
Solange du weißt, dass es für dich funktioniert, ist alles prima.
Der Unterschied zwischen Disziplin und Dummheit
Disziplin heißt: Ich halte mich an (selbstauferlegte!) Regeln, die mich stärken.
Dummheit heißt: Ich halte mich an (fremdbestimmte!) Regeln, die mich kaputtmachen.
Viele Selbstständige verwechseln das.
Sie orientieren sich an dem ollen 40 Std./Woche Modell – Niiiiinnnneee to fiiiiiiiveeee – weil das irgendwann mal irgendjemand in die Gesellschaft eingepflanzt hat.
Als wäre es eine Pflicht, nach diesem Modell zu leben. Alles darunter ist faul. Und da man ja auf keinen Fall faul wirken will, sondern emsig, werden die 40 Stunden nicht eingehalten, sondern überboten. Hach, ich hab so viel zu tun.
Pfeif drauf.
Du bist dann nicht diszipliniert, sondern konsequent überfordert.
Versteh mich nicht falsch – Ich arbeite phasenweise natürlich auch deutlich mehr. Das liegt aber in der Natur meines Jobs. Ich kann ja schlecht zur Hälfte des Events einfach abhauen. Dafür habe ich danach aber umso mehr Freizeit. Und im Jahresschnitt pendelt es sich bei 20 bis 30 Std. ein. Ich fühl mich damit blendend.
Und jetzt?
Vielleicht denkst du beim Lesen: "Ja, klingt logisch, aber mein Alltag ist halt kompliziert."
Ist er auch sicher. Deiner, meiner, jeder.
Aber genau deshalb lohnt sich der Aufwand, ihn zu vereinfachen.
Genau deshalb bleibt dir nichts anderes übrig, als genau das zu tun.
Warum schwer machen, wenns auch leicht geht?
Aber niemand wird dir diesen Schritt abnehmen. Kein Coach, kein Kunde, kein Universum.
Du musst ihn selbst machen.
Weniger arbeiten ist kein Glücksfall, es ist das Ergebnis von klarem Denken, mutigem Streichen und konsequentem Nein-Sagen.
Und weißt du was?
Du kannst das.
Wenn du dich traust.
Nicht, weil du irgendein Supermensch bist, sondern weil du schon jetzt die Fähigkeiten hast. Du nutzt sie nur zu oft gegen dich selbst.
Zum Schluss (und ohne große Marketingposaune)
Ich hab all das selbst durch.
Die 60-Stunden-Wochen, die 80- bis 100- Stunden-Wochen.
Die Dauerbereitschaft, das Gefühl, dass alles von mir abhängt und dass ich immer muss.
Heute arbeite ich 20 bis 30 Stunden pro Woche, verdiene deutlich besser als damals und hab wieder ein Leben außerhalb des Business.
Ich hab das nicht durch Meditation oder das Knacken des Eurojackpots geschafft, sondern durch ein System, das funktioniert.
An dem ich stetig gefeilt habe, bis ich es an einem Punkt hatte, der sich gut anfühlt.
Und genau daraus ist "Reich an Zeit" entstanden: Ein Workbook, eine Finanzplanung und ein Audiokurs, die dir helfen, dein Business nach deinem Leben zu bauen und nicht umgekehrt.
Kein Gelaber, keine Phrasen. Nur Struktur, Realität und Freiheit mit System.
Weil du kein Hamsterrad brauchst, um erfolgreich zu sein, sondern nur den Mut, auszusteigen.
Warum ich das gemacht habe? Dafür gibt es drei Gründe:
- In Deutschland gibt es zu wenige Gründer. Vor allem aber gibt es zu wenige Gründer, die ihr Ding länger als ein paar Jahre durchziehen, weil sie sich überfordert fühlen, an bürokratischen Hürden scheitern oder zu wenig Weitblick haben, um etwas aufzubauen, was Früchte trägt.
- Es bereitet mir Freude, mein (hart erarbeitetes) Praxiswissen weiterzugeben, wenn ich weiß, dass ich damit jemandem helfen kann. Ich möchte es nicht mit ins Grab nehmen und habe keine Angst, dass man mir durch die Weitergabe den Rang abläuft. Auch nicht im meiner Branche. Denn dort gebe ich seit Jahren sogar mehr oder weniger 1:1-Blaupausen weiter.
- Nachdem ich mein Haupt-Business jetzt seit 10 Jahren betreibe, brauchte ich eine neue Herausforderung, die mich kognitiv fördert und mir Spaß bereitet. Es fühlt sich einfach richtig an.



